Tagebuch und Journal

Was ist der Unterschied zwischen Tagebuch und Journal?

Ist Tagebuch schreiben und Journaling nicht ein und dasselbe?

Die einen sagen Tagebuch schreiben, die anderen nennen es Journaling, viele verwenden die beiden Begriffe Tagebuch und Journal synonym, weil sie denken, dass es dasselbe ist … Hmm, ja ist es denn etwa nicht dasselbe? Wo ist denn der Unterschied? Wann hört ein Tagebuch auf, Tagebuch zu sein und wird zum Journal? Wann ist ein Journal kein Journal mehr, sondern «nur» ein Tagebuch?

Und spielt diese Unterscheidung überhaupt eine Rolle? Jein. Die Unterscheidung zwischen den beiden kann dir helfen zu entscheiden, welches besser deinen Bedürfnissen beim persönlichen Schreiben entspricht. Und spätestens wenn du im Shop zwischen einem Tagebuch und einem Journal entscheiden musst, ist es vorteilhaft zu wissen, was du da kaufst. Wie du dein Buch dann schlussendlich nennst, ist dir natürlich selbst überlassen.

Ich muss zugeben, ich gehörte bis vor kurzem noch zur Fraktion «Tagebuch schreiben und Journaling ist doch beides dasselbe, oder?». Aufgewachsen bin ich mit dem Begriff «Tagebuch», in welches ich als Kind und Teenie (mehr schlecht als recht, sh. fun fact 33 ) versuchte, täglich zu dokumentieren, was ich so erlebt hatte. Ich war lange Zeit der Überzeugung, «Journal» ist einfach der englische Begriff für das «Tagebuch». Bei genauerer Recherche findet man im englischen Sprachgebrauch eher das Wort «Diary» für das «Tagebuch».

Lass‘ uns die Unterschiede zwischen einem Tagebuch und einem Journal erkunden und ihre spezifischen Merkmale, Anwendungen und Vorteile genauer untersuchen.

Was haben Tagebuch und Journal gemeinsam?

Tagebuch schreiben und Journaling mögen wie zwei verschiedene Werkzeuge erscheinen, aber sie haben einige Gemeinsamkeiten:

  • Persönlicher Ausdruck: Sowohl Tagebuch schreiben als auch Journaling bieten Raum, um deine individuelle Perspektive und Erfahrungen festzuhalten.
  • Selbstreflexion: Beide Methoden ermöglichen es dir, über deine Gedanken, Gefühle und Erlebnisse schriftlich nachzudenken und zu reflektieren.
  • Kreativer Prozess: Beide Methoden fördern die Kreativität, sei es durch freies Schreiben oder durch strukturiertes Beantworten von Fragen.
  • Zeitaufwand: Beide erfordern regelmässige Praxis, um ihre vollen Vorteile zu entfalten.

Wo sind die Unterschiede?

Hier die wichtigsten Unterschiede der beiden Methoden im Vergleich:

  • Erlebnisorientierung vs. Zielorientierung:
    • Tagebuch schreiben: Beinhaltet das tägliche Festhalten von persönlichen, meist äusseren Ereignissen und Emotionen. Natürlich sind reflektierende Gedanken nicht ausgeschlossen.
    • Journaling: Fokussiert auf das Innenleben und das persönliche Wachstum, indem es gezielt mit spezifischen Impulsfragen, routineartigen Aufgaben und Beobachtungen (Habit-Tracker) eine Optimierung/Verbesserung des Ist-Zustands anstrebt.
  • Freiheit vs. Struktur:
    • Tagebuch schreiben: Die Aufzeichnungen erfolgen in der Regel täglich (deshalb ja «Tagebuch») und sind datumsspezifisch und in chronologischer Reihenfolge. Die freie Form eines leeren Buches ohne feste Struktur erlaubt es, die Länge der Einträge selbst zu bestimmen und bietet mehr Raum für spontane Gedanken.
    • Journaling: Die Aufzeichnungen können (mehrmals) täglich, wöchentlich oder monatlich erfolgen. Das «Journal» ist entweder ein leeres Buch, dem du selbst Struktur hinzufügst (Bullet Journal mit Logs, Monats- und Wochenansichten, Habit-Trackern, …) oder Bücher mit vordefinierter Struktur (Vorlagen, vordefinierte Impulsfragen, Trackern oder Checklisten für eine strukturierte Herangehensweise).
  • Nutzungskontext:
    • Tagebuch schreiben: Perfekt für das Festhalten von Erinnerungen, emotionale Verarbeitung, persönliche Reflexion. Hier geht es um das detaillierte Beschreiben des täglichen Lebens allgemein.
    • Journaling: Ideal für Selbstoptimierung/-verbesserung, Zielverwirklichung, persönliche Reflexion und die Verfolgung von Routinen (Habit-Tracker). Journal können themenbezogen und somit sehr zielgerichtet sein (Dankbarkeits-Journal, 6-Minuten-Tagebuch, Bullet Journal …).
Tagebuch und Journal, Wheel of Life
Quelle: Unsplash

Wann wird ein Tagebuch zum Journal und wann ist ein Journal «nur» noch ein Tagebuch?

Um dir zu verdeutlichen, dass es im Grunde genommen keine grosse Rolle spielt, wie du dein Buch nennst, hier ein kleines Gedankenspiel:

Ins Tagebuch schreibst du also – möglichst chronologisch und täglich – einfach alles rein, was du erlebt hast, was dich beschäftigt hat und was du in Erinnerung behalten willst … ohne irgendwelche Regeln oder Strukturen. Sobald du aber anfängst, funktionale Elemente hinzuzufügen (Habit-Tracker, tägliche Reflexionsfragen, to-do-Listen, … ), um eine bestimmte Erkenntnis zu erlangen, wird dein Tagebuch per Definition theoretisch zum Journal.

Würdest du auf der anderen Seite mit Ryder Carroll’s Bullet-Journal-Methode starten und irgendwann keine Lust mehr haben auf all die funktionalen Aspekte wie Tracker, Logs und Bullets, wärst du theoretisch auch «nur» am Tagebuch Schreiben. Ich schreibe das «nur» natürlich in Anführungsstrichen, denn das soll keine Abwertung des Tagebuchs sein.

Du siehst, die Grenzen verfliessen in beide Richtungen, sodass eine fein säuberlich getrennte Benennung fast nicht möglich ist. Aber ist das denn überhaupt wichtig? In meinen Augen, nein. Mein Tagebuch aka Journal hat übrigens schon so viele Namens- und Formatänderungen mitgemacht, dass ich gar nicht mehr mitzählen kann. Taufe ich es deshalb jedes Mal um? Natürlich nicht. Die Beziehung zu meinem Tagebuch/Journal ist sowieso sehr speziell. Aber darüber berichte ich ein anderes Mal.

Fazit

Sowohl Tagebücher als auch Journals sind wertvolle Werkzeuge für die persönliche Entwicklung. Die Entscheidung zwischen Tagebuch schreiben oder Journaling hängt grösstenteils von deinen Schreibzielen und der Art der Reflexion, die du machen möchtest, ab. Was auch immer du wählst, das Schreiben selbst ist ein produktiver, heilsamer Schritt zur Selbsterkenntnis und persönlichem Wachstum. Wie du es nennen willst, ist meiner Meinung nach schon fast nebensächlich.

Welchen Begriff, bzw. welche Methode bevorzugst du? Tagebuch oder Journal? Oder so wie ich … mal so mal so? Schreib mir gerne was dazu in den Kommentaren.

Hi, ich bin Lieu!

Ich bin Visual Designer und Art Director und seit über 20 Jahren in der schönen Welt des Grafikdesigns unterwegs.

Mit viel Liebe für Ästhetik, Funktionalität und Sinnhaftigkeit kreiere ich digitale Produkte, die dein digitales Leben bereichern ohne zu überfordern.

Beitrag suchen

Kategorien

Newsletter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Aktuelle Beiträge

Rückblick

Jahresrückblick 2024: Schritt für Schritt raus aus der Unsichtbarkeit

Den Jahresrückblick 2024 oder überhaupt einen Rückblick zu schreiben, ist für mich ein absolutes Novum. Ich habe es die letzten Jahre immer wieder versucht, aber irgendein Grund fand sich immer, ihn nicht zu Ende zu schreiben, geschweige denn zu posten. Doch dieses Jahr (bzw. letztes Jahr, denn wir haben mittlerweile

Weiterlesen »
Den perfekten Planer finden. Digitaler Planer auf iPad mit Tagesansicht.
How to

Wie finde ich den perfekten Planer?

Du willst den einen perfekten Planer finden, der zu dir passt? Super Idee! Aber gleich ein Spoiler an dieser Stelle: ich möchte dir hier schon am Anfang die Illusion nehmen, dass es den einen perfekten Planer gibt. Denn dieser eine perfekte Planer existiert nicht. Ausser natürlich, du machst ihn selbst,

Weiterlesen »
Persönliches

12 von 12: November 2024

Das hier ist meine 2. Ausgabe von «12 von 12». Der 12. November ist ein Dienstag. Es war ein aufregender Tag für uns und unsere zwei «Minzlas», Termin bei der Tierärztin: Zweite Impfung, Mikrochip plus Kastration. Das heutige Thema deshalb «Alles für die Kätzchen». Viel Spass! «Alles für die Kätzchen»

Weiterlesen »

Minikurs für 0 CHF

Easy peasy in die digitale Planung starten